Kurzmitteilungen – die teuersten Bits der Welt

Bei europäischen Telekommunikationsunternehmen hat sich vor kurzen großes Geschrei erhoben: Sie fühlen sich benachteiligt, weil proprietäre Message-Apps (wie beispielswiese Whatsapp) keine Schnittstelle zum standardisierten SMS bieten und daher geschlossene Systeme sind. Dies sei nicht ok, da Kurzmitteilungen über SMS ja auch zwischen unterschiedlichen Netzen übermittelt werden könnten und die EU solle hier gefälligst regulierend eingreifen!

Diese Forderung ist einfach unglaublich, wenn man bedenkt, dass es die Telekommunikationsunternehmen waren, die die etwa 20 Jahre lang unfassbar viel Geld mit Kurzmitteilungen („SMS“) verdient haben. Sie hätten jederzeit die Möglichkeit gehabt, kundenfreundlichere Angebote über eigene (und gerne auch international standardisierte) Apps zu schaffen, die keinen derart überteuerten Gebühren unterlagen. Doch man hat es vorgezogen, die eigenen Kunden weiter abzuzocken.

Nun kamen mit der Verbreitung von Smartphones einfach einige Unternehmen auf die Idee, eine (scheinbar) kostenlose Alternative zu schaffen und dabei den Datenkanal für die Übertragung der eigentlichen Nachrichten zu nutzen. Die Daten dort sind nämlich um ein Vielfaches billiger (siehe unten). Die Telekommunikationsunternehmen haben schlichtweg wieder einmal eine Entwicklung verschlafen, weil sie geglaubt haben, die Ausbeutung ihrer Kunden kann immer so weitergehen.

Wie teuer Kurzmitteilungen sind/waren, kann man sich mit einer einfachen Rechnung vor Augen führen: So eine Textnachricht hat gemaß Spezifikation exakt 140 Bytes – damit lassen sich bei einer geeigneten Kodierung (7 Bit / Zeichen) die bekannten 160 Zeichen übermitteln. Diese Nachrichten haben lange Zeit (beispielsweise bei der Deutschen Telekom)  jeweils 19 ct. gekostet; im EU-Ausland werden seit dem 1. Juli 2014 dank Regulierung nur noch maximal 7,14 ct./Kurzmitteilung (brutto, entspricht 6 ct. netto) abgerechnet. 7,14 ct. für lächerliche 140 Byte Daten!

Eine kleine Rechnung zeigt, dass die Telekommunikationsunternehmen damit stolze 547.608,33 € pro Gigabyte Datenvolumen verlangen! Legt man die ehemals verbreiteten 19 ct. pro Nachricht zugrunde, erhält man sogar einen Gigabyte-Preis von 1.457.221,05 €. Beinahe 1,5 Millionen Euro sollte ein Bürger für das Senden von lediglich einem Gigabyte an Daten bezahlen!?

Dass sich hier neue Märkte bilden, müsste jedem offensichtlich sein. Und insbesondere die Telekommunikationsunternehmen, die sich gerne auf marktwirtschaftliche Mechanismen berufen, sollten also sehr schnell sehr ruhig sein, was die Regulierung von diesen Drittanbietern angeht. Immerhin haben sie ja jederzeit die Möglichkeit, eigene Message-Apps anzubieten, die, wenn sie datenschutzfreundliche ausgestaltet sind und innovative Features aufweisen, möglicherweise tatsächlich eine Konkurrenz zu Whatsapp & Co. darstellen könnten…

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